Visionssuche-Erlebnisberichte

ueberuns

 

Visionssuche-Erfahrungsberichte:

 

Jörn, R: 21 Jahre, (Visionssuche-Camp August 2014)

Liebe Maria, lieber Rainer,

die Visionssuche bei euch hat den Höhepunkt einer Reise dargestellt, die mit meinem Studium begonnen hat und die hauptsächlich von zwei Fragen getrieben wurde:

  1. Was ist die hauptsächliche Ursache für die täglichen Katastrophen, die auf der Welt jeden Tag geschehen?
  2. Was ist mein Platz in diesem Großen Wandel hin zu einer gesunden Symbiose aus Natur und Kultur, der zur Zeit schon stattfindet?

Dieses Jahr war von Höhen und Tiefen geprägt aber vor allem von immer wieder neuem forschen, tieferem Fragen und Mut aufbringen für den nächsten Schritt.

Für die Visionssuche habe ich mich entschieden, nachdem mich in einem Buch eine Bemerkung über Visionssuchen besonders mitgenommen hat:

„Man sollte nicht auf Visionssuche gehen, weil man den ganzen Wandel, den man sich erhofft, dadurch erreichen möchte, sondern weil sich schon etwas verändert hat und dieser Wandel und Übergang gestaltet und gefeiert werden kann.“

Da sich bei mir in dem letzten Jahr sehr viel verändert hatte, war sofort ein stimmiges Gefühl beim Thema Visionssuche vorhanden und keinerlei Angst. Vielmehr hatte ich das Gefühl und Vertrauen, dass das genau das Richtige für mich war und ich genau das erfahren würde, was mir auf meinem Weg weiterhelfen würde.

Auch wenn die Entscheidung mit wesentlich weniger Vorbereitungszeit als einem halben Jahr getroffen wurde, hatte ich schon durch das erste Gespräch mit Maria das Gefühl, genau an der richtigen Adresse gelandet zu sein. Die Stimmung war von Anfang an sehr herzlich und geborgen, eine gute Voraussetzung für alles weitere.

Auch die Schwitzhütte vor meiner Visionssuche war eine sehr kraftvolle Erfahrung und hat mir schon einige wichtige Erkenntnisse über mich selbst ermöglicht. Dort habe ich auch schon meinen Platz kennengelernt und habe mich sofort wohl und geborgen gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass dies genau der richtige Platz für meine Suche war.

Als ich dann am Sonntag angekommen bin habe ich direkt die super Gruppe kennengelernt, in der wir uns in der kommenden Woche viel Energie und Kraft gegenseitig geben sollten, um jeder für sich aber doch irgendwie verbunden dieses Abenteuer durchzustehen. Auch wenn das Wetter zumindest Sonntag noch recht regnerisch war, hat dies der Stimmung keinen Abbruch getan und bei mir war persönlich nur noch reine Vorfreude da.

Am nächsten Morgen in der Vorbereitungssitzung hatten wir in einer sehr angenehmen und intimen Atmosphäre die Möglichkeit, unser Anliegen für die Visionssuche zu formulieren und mit den anderen unsere Geschichte zu teilen, damit wir uns auch gegenseitig unterstützen konnten. Bei mir hat sich dieses Anliegen so herausgestellt, dass ich meine Wurzeln und mein Gleichgewicht finden sollte, denn Licht braucht auch immer Schatten, der Himmel die Erde. Mit dieser Frage und der Methode des Dämonennährens und mit viel Gruppenenergie wurden wir dann von Maria aus der Gemeinschaft in einer Zeremonie verabschiedet, um für die nächsten vier Tage zu unseren Plätzen aufzubrechen.

Sobald ich den Kreis verlassen hatte und mich auf den Weg zu meinem Platz aufgemacht hatte, stieg in mir ein unbändiges Gefühl der Freude auf, das sich noch verstärken sollte, als ich an meinem Platz ankam. Ich war dort und es war einfach nur Ruhe und Frieden vorhanden und eine Offenheit für alles, was sich mir in den nächsten Tagen offenbaren sollte.

Alle meine Aufzeichnungen und Erlebnisse zu schildern würde den Rahmen hier sprengen und besser in ein Buch passen (woran ich gerade tatsächlich sitze), ich kann aber so viel sagen, dass ich zu jeder Zeit im Wald das tiefe Vertrauen in die Welt hatte, dass ich geborgen und sicher in meinem Baumhain war. Von Schatten über Licht über den Tanz des Lebens und zu meiner Vision und Aufgabe haben mich diese Tage geführt, sodass ich mit dieser tiefen Verbundenheit zu mir selbst und der Welt wiedergekehrt bin.

Die anschließende Spiegelung hat mir sehr geholfen und mittlerweile, nach zwei Monaten intensiver Verarbeitung der Erlebnisse durch viele Gespräche und Bücher habe ich das Gefühl, die Erlebnisse verstanden zu haben und mit einem anderen Blick in die Welt gehen zu können. Diese erste Zeit nach der Visionssuche war wie neu laufen zu lernen. Was erstaunlich war, war, dass ich in den ganzen Büchern, die ich danach noch gelesen habe immer wieder die gleichen Erkenntnisse wiedergefunden, die ich in der Visionssuche ohne irgendein Buch, sondern nur dadurch erfahren habe, dass ich mir selbst und der Welt aufmerksam zugehört habe. Nämlich, dass wir auf einer tieferen Ebene alle eins und verbunden sind, wir aber trotzdem unsere individuelle Seelenaufgabe haben, die zu finden und zu leben das größte Geschenk ist, das wir an uns selbst, unsere Gemeinschaften und die Welt machen können.

Was Maria uns nach der Visionssuche mit auf den Weg gegeben hat war folgendes: „Schaut nicht nach dem, was gleichgeblieben ist, schaut nach dem, was sich verändert hat!“ Nun bin ich wieder zurück im Studium und habe seitdem sehr viele berührende Momente gehabt und die Veränderungen wahrnehmen können, die auch sehr stark auf andere wirken. Ich erlebe viele Momente, in denen einfach das, was ich erlebt habe, mit anderen schwingt, und dort selbst etwas wach ruft und berührt.

Gerade bin ich wie gesagt damit beschäftigt, die ganzen Erlebnisse in ein Buch zu fassen, um andere mit meiner Geschichte zu inspirieren und vielleicht den Mut geben zu können, selbst auf die eigene Heldenreise zu gehen und die tiefe Verbundenheit sowie den ganz eigenen Platz in dieser Welt zu entdecken, die immer schon in uns gewesen sind. Wir müssen nur lernen, zuzuhören.

Wenn ich so an die Erlebnisse zurückdenke, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und wo aufhören soll für die Erfahrungen zu danken. Deshalb sage ich einfach nur:

Ich bin. Und dafür bin ich dankbar.

In Verbundenheit,

Jörn

 

 

Elena M., 18 Jahre (Visionssuche-Camp 3.-9.8.13 in Waldfriede)

Liebe Maria, lieber Rainer

 Ich habe mich sehr über Eure Mail gefreut.
Ja mir gehts wirklich sehr sehr gut 🙂
Auch ich habe in letzter Zeit oft an euch und die Zeit bei euch bzw. im Wald gedacht. In meinem Leben haben sich seit dem schon viele Dinge verändert.
Die Zeit, die ich im Wald verbringe, genieße ich noch viel intensiver. Ich gehe viel aufmerksamer durch den Wald, indem ich einfach nur lausche und mich von der Schönheit verzaubern lasse, die mich umgibt. Das bringt mich immer wieder ganz in meine Mitte und gibt mir viel Kraft. Seit der Visionssuche  fühle ich mich mit der Natur noch verbundener als vorher. Das alles gibt mir so viel Lebensfreude, die wiederum auch mein Leben verändert. Zum einen ist es natürlich einfach wunderschön, glücklich zu sein aber es ist auch Wahnsinn, wie andere Menschen darauf reagieren! Ich kann auf Leute jetzt viel offener zugehen, mit mehr Selbstvertrauen. Ich hatte in der letzten Zeit viele interessante Begegnungen mit Menschen, die ich neu kennen gelernt habe.
Das mit der Disziplin konnte ich auch ganz gut umsetzten. Ich glaube es war vor allem das Fasten, was mir gezeigt hat, dass man auf etwas verzichten kann, auch wenn man das Bedürfnis danach hat. Ich treffe Entscheidungen jetzt einfach bewusster und das fällt mir gar nicht so schwer wie gedacht.
Ich habe mir alles von der Visionssuche schon ganz detailliert aufgeschrieben, so für mich. Aber was ich hier schreibe, könnt ihr auch veröffentlichen wenn ihr wollt. Schon der Hammer wie kleine Dinge das ganze Leben verändern können!
Ich hoffe es geht euch genauso gut.
Und nochmal vielen Dank für alles. Und sagt liebe Grüße an Jona, Mias, Lena und Flo.
liebe Grüße
Elena

Andreas berichtet über seine 4 tägigeVisionssuche in Stiersbach, von Donnerstag, den 23.06.2011,14.00 Uhr (Fronleichnam 9 bis zum Montag den 27.06.2011, 14.00 Uhr.

 

Rainer und Maria, meine Visionssuchelehrer, haben mich überaus freundlich bei sich aufgenommen. Ihre Nähe tat mir gut. In den sechs Monaten zuvor habe ich mich mit Unterstützung der Beiden auf die Visionssuche vorbereitet. Die Vorbereitung bestand aus 6 jeweils 1 x monatlich mit mir und den Anderen Suchenden, und, so vermute ich ebenfalls an der Entwicklung ihrer spirituellen Seite Interessierten, indianischen Schwitzhütten (nach Lakota-ritual) statt. Hinzu kam die tägliche Meditation, (ist mir sehr schwer gefallen) und zahllose Gespräche und Mails mit Rainer und Maria.

 

Wieso Visionssuche?

 

Gemeinhin sollte man meinen, dass es einem leitenden Inhaber eines wirtschaftlich gut dastehenden Dienstleistungsunternehmens an Nichts fehlen kann!

Ich begebe mich auf die Visionssuche zur Vervollständigung meines bisher (unbewusst) auf rationalen Einstellungen und dem Verstand beruhenden Ausrichtung meines bisherigen Lebens! Wo geht ES hin? Ist die Öffnung hin zu einer spirituellen Welt möglicherweise der Beginn einer für mich bis dahin unerschlossenen Welt?

Passt meine Firma dazu?

 

Do. 23.6.11, 14.00 Uhr

 

Die Visionssuche beginnt mit einem Ritual. Rainer und Maria, begleitet von Jona (Marias Sohn) führen mich in einen aus mehreren Holzscheiten auf einer Wiese errichteten Kreis. Maria entzündet mit Rainers und Jonas Hilfe etwas Salbei in einem Behältnis an. Ich stehe in der Mitte des Kreises. Maria geht langsam um mich herum, wedelt den Salbei mit einer geheiligten Feder zur Reinigung zu mir, spricht Gebete und Wünsche. Nachdem Maria 4 mal um mich herum ging, gibt sie mir einen Schubs. Ich gehe aus dem Kreis, nehme meine Sachen und mache mich auf den Weg zu meinem zuvor bestimmten Platz. Dort werde ich 4 Tage und Nächte ohne Essen, jedoch mit ausreichend Wasser bleiben. So zumindest ist es so geplant. Ich bin für diese Zeit von der übrigen sozialen Welt ausgeschlossen.

Mein Platz ist ein heiliger Ort in einem schattigen Waldstück. Laubbäume umgeben mich. Das Blätterdach lässt nicht viel Licht und Wärme zu mir durch. Die Vorstellung 4Tage und Nächte ohne Nahrung hier allein zu verbringen, lässt ein gewisses Unwohlsein in mir aufkommen.

Aber genau darum geht es ja bei der Visionssuche in der Natur. Ohne Ablenkung von Außen, ohne ständige Beschäftigung, sich auf sich selbst zu konzentrieren und mit sich und seinen Gedanken ins Reine zu kommen. Ich versuche mir einzureden, dass vier Tage und Nächte allein für mich eigentlich kein Problem darstellen, da ich ja seit 2002 allein lebe .Wobei ich gar nicht so genau weiß warum dies so ist. Muss wohl etwas mit mir zu tun haben.

Vielleicht ist das die Aufgabe: „ Ich muss lernen mit mir selbst klar zu kommen, und mich lieben wie ich bin. “

 

1. Tag : Fr. 24.6.11

 

Die Nacht war furchtbar. Meine Gedanken kreisten ständig. Firma , Eltern, gescheiterte Ehe.

Was könnte ich essen? Leichter Hunger macht sich breit, stelle mir Gerichte vor wie sie meine Mutter bis zu Ihrem Tod, im Sommer 2003, immer zubereitet hat. Semmelknödel mit Sauerkraut und Schweinebraten, zum Nachtisch Schokoladenpudding. Drehe mich von rechts nach links, dann wieder auf den Rücken. Das viele Wasser treibt, Aufstehen wird durch den ständig klemmenden Reißverschluß meines Schlafsackes behindert. Zentimeterweise lässt er sich öffnen. Die Thermarestmatte auf der ich liege verliert ständig die Luft. Naja, ich habe sie 1997 gekauft, die 10 jährige Garantiezeit ist längst überschritten.

So ist das in der marteriellen Welt, alles ist kurzlebig und auf Profit ausgerichtet. Also 3 mal Nachts den klemmenden Reißverschluß überwinden, raus aus dem Schlafsack und die Matte aufblasen. Nach einer solchen Nacht, kann man sich Morgens nicht wirklich gut fühlen. Der Morgen kommt, ich bin Schlapp auf den Beinen, Kaffee wäre gut. Eine Tasse Wasser tut es auch.

Der Ausblick auf den friedlichen Wald, das fröhliche Gezwitscher der Vögel sind auch eine Entschädigung.

 

Ich bete um Erkenntnis und Vergebung.

Es ist kalt, ich lege mich wieder hin. Die Stunden fühlen sich an wie Tage. Die Augenblicke scheinen zu gefrieren. Ich versuche meine Gedanken an Essbares zu unterdrücken. Abends wird es kühl. Um nicht unnötig Kalorien zu verbrauchen, lege ich mich gegen 18:00 Uhr hin. Mir fällt ein, dass ich unbedingt vier Mitarbeiterinnen zu einer Fortbildung anmelden muss.

Ich versuche in mich zu gehen und zur Ruhe zu kommen.

 

2. Tag : Sa. 25.6.11

 

Die Nacht verlief wie die vorherige. Diesmal kaum noch ein leichtes Schwindelgefühl beim Aufstehen hinzu, welches sich jedoch nach einigen Schluck Wasser legte. Was Schlimmer war , Volksmusik, bis 3 Uhr morgens, irgendwo in der Nähe.

Fühle mich wie gerädert. Denke zum ersten Mal an Aufgeben. Frühstücken , Kaffeetrinken, Essen.

Bringe dann doch den dritten Stein an den vereinbarten Punkt. Das bedeutet, es geht mir gut. Will durchhalten!

 

 

 

 

3.Tag : Sonntag , 26.6.11

 

Ab 14:00 Uhr beginnt der 4. Tag. Gott sei Dank. Der Gedanke an etwas Essbares ist kaum noch zu verdrängen. Lenke mich und meine Gedanken mit Schnitzarbeiten ab. Hoffentlich bekomme ich diese Nacht etwas Schlaf. –Ich spüre jedoch dass etwas mit mir geschieht.

Die Umgebung aus Bäumen, Gestrüpp, dem wehenden Wind den vielen Insekten, Vögeln, ein Eichhörnchen und eine kleine Maus hat etwas Beruhigendes, Ewiges. Der Baumstamm auf dem ich sitze, gehört einfach dahin. Irgendwie fühle ich mich dort auf seltsame Weise geborgen. Es scheint als hätte all dies eine eigene Magie. Ich fühle mich irgendwie gestärkt, ohne dass ich mir dies im Augenblick in irgendeiner Weise erklären könnte. Ich fühle mich als Teil des Ganzen.

An diesem letzten Abend scheint das Sonnenlicht wunderbar durch das Blätterdach. Die sich bewegenden Blätter zeichnen ebensolche Schatten auf den Waldboden.

Es ist so friedlich, auch in mir!

 

 

 

 

4. Tag : Mo. 27.6.11

 

Bin ziemlich erschöpft, aber auch ein wenig Stolz, es geschafft zu haben. Aber da ist auch noch etwas anderes, etwas schwer zu Beschreibendes, jedoch sehr schönes Gefühl. Am ehesten würde ich es mit einer tief empfundenen Verbundenheit zu dem gesamten Universum beschreiben. Ich bin nicht nur Teil des Universums sondern ich bin in gewisser Weise auch sein Werkzeug.

 

 

14:00 Uhr: Die Trommel, geschlagen von Rainer und Maria erwarten mich freudig an dem vereinbarten Treffpunkt, dem Holzkreis zurück. Ich bin zurück in der Gemeinschaft.

 

 

Ende des Berichtes

 

 

Bericht  Visionssuche von Janin im Herbst 2011

 

„Das Beste und Edelste, was man in diesem Leben erreichen kann, ist still zu sein und Gott wirken und sprechen zu lassen“

 

Meister Eckard

 

 

Gedanken zu meiner 4-tägigen Visionssuche Ende September

 

 

Der Gedanke, mich auf Visionssuche zu begeben begann im Sommer, eigentlich im Verlauf einer mitunter auch scherzhaften Auseinandersetzung mit einem Schwitzhüttenteilnehmer, der sich in Kürze auf Visionssuche begeben wollte. Scherzhaft deshalb, weil wir darüber sprachen, wie man denn „danach“ eigentlich zurückkommt – und ließen außerdem Szenen eines Films mit Tom Hanks – „Cast away- Verschollen“- einfließen – einem Vertreter von FED-EX, der mit dem Flugzeug abstürzte und Jahre auf einer einsamen Insel verbrachte; einen gefundenen Ball aus angeschwemmten Paketen zu seinem Lebensgefährten machte – und ihm den Namen Wilson gab.

So fing alles an.

 

Am nächsten Morgen wurde es dann ziemlich deutlich spürbar zu meiner eigenen Angelegenheit – und da es dabei nicht darum geht, was das Ego will, fragte ich Maria, was sie darüber denkt, ob sie mir das zutraut, mich dahin begleiten will und ob es gut für mich ist.

In dem Moment, als sie mir ihre positive Zustimmung gab, breitete sich in mir eine tiefe Freude aus – und auch die Gewissheit: das ist das, was für mich ansteht.

Maria sagte mir auch – und dieser Zustand begleitete mich die nächsten Monate sehr intensiv – es ist, wie „wenn man schwanger ist“ – und in der Tat, es umfasst tatsächlich den inneren Zustand der Vorbereitungszeit.

Hinzu kam, dass mir diese bevorstehende Zeit in den Wäldern unglaublich viel Kraft gab, da ich selbst inmitten in einer sehr zugespitzten Situation war, dabei war, mich von Altem, was mir unglaublich zusetzte, zu trennen. Ich hatte mich in etwas gestürzt, was nicht gut für mich war, mir meine ganze Energie nahm und dies war mir auch gezeigt worden in den Träumen nach den Schwitzhütten. Ich brauchte wahrhaftig alle Anstrengung, diesen Zustand zu beenden, wusste gleichzeitig, ich kann es nur, wenn ich es selbst tu, einen Schlussstrich ziehen. Und das Wissen, dass nach der endgültigen Trennung von den alten Umständen zu einem Zeitpunkt vor der Visionssuche ich mit diesem Schritt wieder dahin kommen will, wo ich selbst meinen Weg weitergehen kann, gab mir auch unglaublich viel Kraft, das durchzustehen.

 

In den Monaten dazwischen nahm ich dann noch einmal an einer Schwitzhütte teil, wie wir es vereinbart haben und ich bekam meinen Platz zu sehen. Das war auch ein weiterer wichtiger Moment. Die Kontaktaufnahme mit den spirits dort, das Um-Erlaubnis-fragen, mit anzukündigen.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich auch ein anderer Gefährte auf Visionssuche draußen. Maria gab mir zur Aufgabe, den Abend nach der Schwitzhütte mich zurückzuziehen und mit der brennenden Kerze für den Visionssucher zu sein.

 

Im warmen Zimmer sitzend, auf die dunklen Wälder zu blicken…und zu wissen, bald wirst du auch dort sein, wo jetzt der Gefährte ist…

 

Die Zeit unmittelbar vor der Anreise in Stiersbach war unglaublich arbeitsam, letztlich war ich ziemlich gefangen in meiner Arbeit, den Projekten, das rationale Denken und Bewältigen prägten sicherlich diese Zeit. Ich fühlte mich teilweise fast wie ein „Ertrinkender“, aber die Rettung herbeisehnt. Aber es war auch gut so. Denn sicherlich bin ich nicht allein in dieser Situation und dem Spagat zwischen Alltag und dem Wunsch, sich mit der anderen Welt zu connecten und zu leben, jeden Moment bewusst darin zu sein. Ein wahrhaft schwieriges Unterfangen… Ho me take ojasin.

Nichtsdestotrotz halfen mir die Lakota-Lieder, die ich für mich beim Hören aufschrieb und anfing, zu rezitieren. Wie der „Sender“, den man sucht und die Frequenz einstellt.

 

Hinzu kam die materielle Vorbereitung für die Zeit im Wald, nach und nach bekam ich alle wesentlichen Dinge, die man dort braucht, zugeführt, va. die Planen, die mir dann letztlich wichtige Dienste leisteten.

 

So kam ich nach Stiersbach. Und mein Navigationsgerät sagte mir: „Sie haben ihren Bestimmungspunkt erreicht.“

 

Die Zeit versprach Regen. Es ist überflüssig, sich darüber Gedanken zu machen, wie es sein wird. Man bekommt genau die Umstände, die man braucht. Alles ist vorbereitet. Es änderten sich außerdem die Umstände, dass ich alleine raus ging und nicht noch ein zweiter Visionssuchender zum selben Zeitpunkt rausgeht, auch die Schwitzhütte während der Zeit meiner Visionssuche kam nicht zustande.

Es kam einfach so, wie es für mich bereitet wurde und gut für mich war.

 

Der Tag zuvor war noch einmal sehr wichtig. Die Konzentration im Vorbereitungsgespräch aufs Wesentliche. Der schrittweise Rückzug. Auch wirklich das zu tun, wozu man angewiesen wurde. Demut. Es ist ein Geschenk, dass man das tun darf. Dankbarkeit dafür. Die eigenen Gedanken ruhen zu lassen und zu Hören.

 

Gott ist immer gleich. Zustände kommen und gehen.

 

Und dann ist soweit.

 

Die Zeremonie zur Entlassung aus der Gemeinschaft. Tiefe Ergriffenheit und Tränen. Man gelangt in eine Art Weihezustand, der einen die ganzen Tage über begleitet, kleidet. Die Entlassung. Der Weg alleine zum Platz.

 

Niederlassen. Kontakt mit der Erde, die einen die nächste Zeit trägt. Das Rauschen des Windes  in den Bäumen, die Strahlen der Nachmittagssonne.

Salbei in alle Richtungen, nach Westen, Osten, Norden, Süden, zu Großvater Tunkashila über uns, zu Mutter Erde und zum Herzen.

Ankommen.

 

Mit Einbruch der Dunkelheit heftige Winde, Regenschauer. Ich ziehe mich auf meinen Platz zurück, schütze mich vor den Regenböen, dankbar meiner Ausstattung, denn ich habe alles, was ich brauche.

Auch am ersten Morgen noch heftige Regenschauer. Trotz allem Geborgenheit, keine Angst, kein Unwohlsein. Ich bin dort und in genau diesen Umständen, wie es sein soll.

Doch dann ein kurzer Moment des Aufbegehrens: die Sehnsucht nach Milde, Sanftheit – und dann krieg ich also wieder diese harten Bedingungen??? Ich hadere, lasse es aber zu.

Es sind Zustände, die vergehen. Gott ist immer gleich.

 

Temperatursturz. Am nächsten Morgen außerdem Migräne. Ein Zustand, der mir zu schaffen macht, denn ohne Tabletten (die ich bewusst nicht mit hatte) endet das meist in Brechanfällen, wo ich selbst Wasser nicht mehr behalten kann.

Meine ganze Aufmerksamkeit muss sich nun darauf fokussieren. Ich habe nur Wasser und ziehe alle warme Kleidung an, die ich mithabe. Denn ohne Wasser im Körper bekomme ich sofort Blasenentzündung. Ich konzentriere mich den ganzen Tag darauf: glaube an das Wasser, langsam geht es, ich kann es behalten, ich muss viel trinken, um meine Blase gesund zu halten. Ich vertraue. Mein tiefer Wunsch, es in den Griff zu bekommen, mit dem Wasser, all meiner Anstrengung. Ich will draußenbleiben.

Dann nach Stunden der Durchbruch. Tiefe Erleichterung. Ich bin Eins hier, ich habe alles, habe außerdem  die Pfeife anvertraut bekommen, Marias Sohn gab mir eine Habichtfeder mit, die er am selben Tag, als ich rausging, fand. Was mich unglaublich freute und stärkte.

Ich habe alles, was ich brauche. Alles.

Ho me taki ojasin.

 

Der nächste Morgen, der Regen lässt nach. Der morgendliche Gang zu der Stelle, an dem ich meinen Stein lege als Lebenszeichen, das ist ein wichtiges Ritual. Ich werde langsam Eins mit dem Platz im Wald, vertraut mit allen Geräuschen, Winden, den einzelnen Richtungen, in die ich blicken kann.

Das schwierigste Moment: es ist nicht das Draußensein, nicht die Dunkelheit in der Nacht, nicht das Verzichten auf Essen und warme Getränke, nicht das Verzichten auf Rauchen. Selbst nicht einmal das Alleinsein, das Nichtstun. Es sind die ständigen Gedanken, die einen wegbringen. Ununterbrochen begibt sich dein Geist auf Reisen, ich denke an die verschiedensten Menschen, was sie gerade machen, durchlebe Alltagssituationen aus der Vergangenheit, bin in der Zukunft. Nur nicht im HIER und JETZT.

Das absolut Schwierigste. Wie sagte ein tibetischer Mönch: die größten Schwierigkeiten haben die Menschen, weil sie nie im Jetzt leben. Entweder sie sind in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Wie wahr.

Mühsam, ich bin fast schon beschämt, in meinem Weihezustand  und meine Gedanken spazieren munter durch die Abwechslungen und Ereignisse des Lebens. Klasse.

Ich vergebe mir. Spreche mit meinem Schöpfer, ich bitte um Anerkenntnis meiner Art des Gottesdienstes, so gut wie ich es kann.

Ich fange an, Tobacco-ties zu machen. Alles, was mir in meinen Gedanken kommt, Menschen, die mir wichtig sind, für sie spreche ich ein Gebet und mache ein Tabak-Tie. Auf diese Weise hole ich meine  Gedanken zurück auf den Platz. Ins JETZT:

Ich denke an die afghanischen Flüchtlinge, die in Zeltlagern in Nordfrankreich leben und auf eine Chance warten, nach England zu kommen. Sie leben permanent im Wald, ohne alles. Und auch für sie bete ich.

 

Stunden des Zurückgeworfenwerdens aufs eigentliche Sein. Identitätssuche.

Mit den Tagen wird man schwächer, körperlich. Die fehlende Nahrung nimmt Energie.

 

Ich stelle mir vor, wie es Menschen ging und geht, die eben nicht ihre Nahrung im Supermarkt kaufen, sondern auf die Jagd gehen müssen. Und nun, nach dem ersten Tag des „Misserfolgs“ geht es ja noch, aber dann kommt schnell die Schwäche. Dann läufst du nicht mehr hinter dem Reh her…und wie schnell das geht, dass man an Kräften verliert…

..wie sind wir doch abhängig von der Gnade unseres Schöpfers und Mutter Erde, die uns versorgt. Wie demütig sollten wir  sein!

 

Die letzte Nacht. Maria warnte mich, es ist die Nacht der langen Schatten und eine schwierige Nacht. In der Tat. Nahe Geräusche von Tieren in unmittelbarer Nähe beunruhigen mich auf einmal ein wenig. Das war zuvor nicht. Unsicherheit.

Unruhe. Ich kann nicht einschlafen. Und zum ersten Mal fängt mein Körper an, sich vehement zu melden. Ich will: ESSEN. Sämtliche Speisen ziehen an mir vorbei, ich nehme die Gerüche von warmen frischen Brötchen wahr…

..ich entwickle mich regelrecht zum Wolf.

Es ist in der Tat unglaublich schwierig, den Geist davon nicht übermannen zu lassen.

 

 

Trotzdem. Ich durchlebe auch diese Nacht ohne auch nur einen ernsthaften Gedanken zu hegen, abzubrechen.

Zustände vergehen, Gott ist immer gleich.

 

Der letzte Morgen. Vorfreude, wirklich. Ich freue mich wie ein Kind. Und trotzdem, ich nehme auch mit Wehmut Abschied von dem Platz, der mich aufgenommen hat, umsorgt hat, all die Tiere und Pflanzen, die meine Anwesenheit akzeptiert haben. Der Mond, der mich begleitete, die Sonne, die mir ihr Licht schenkte. Und überhaupt: das Licht, das mich stets begleitete…

Es ist mild, die Sonne scheint, ich schäle mich langsam aus meiner dicken Kleidung, die ich stets trug. Räume den Platz auf, nehme Abschied. Danke Mutter Erde.

Dann höre ich die Trommeln und tiefe Herzensfreude überkommt mich. Voller Dankbarkeit gehe ich mit wackeligen Schritten auf sie zu, komme immer näher. Ich werde empfangen, liebevoll, vor mir das Feuer, was ich mich gewünscht habe. Ich begebe ich wieder in den Kreis, gebe meine Tobacco-tie-Gebete ins Feuer.

 

Ho me taki ojasin.

 

Die schwierigste Zeit kam danach. Die weltliche Welt ist ein Trugschluss. Verlockend. Blendend.

Es ist wie mit dem Essen: wie sehr freute ich mich auf die erste Nahrung, die Sättigung, das Wohlbefinden. Und man will immer mehr, gierig. Doch dann befriedigt es einen nicht mehr.

Es gibt keine Zufriedenheit in dieser Welt ohne das Bewusstsein unserer Vergänglichkeit, des SEINS im größeren Ganzen. Die Welt ist nur dazu da, um Gott, Allah, Großvater zu finden. Und zu sehen. Nur da, wo du in der Liebe zu Menschen, Tieren, all den Begebenheiten das Göttliche siehst, zur Quelle gelangst, wirst du Zufriedenheit erlangen.

(oder wie heißt es auch im Koran: „ich war ein Schatz und wollte erkannt werden. Also schuf ich die Welt“, Sure II, Vers 152)

 

Nach einer Woche will ich wieder in den Wald. Zurück in diese Geborgenheit. Ich will am Liebsten gleich in die „ewigen Jagdgründe“.

 

Man kann nicht mehr zurück in diese Welt, aus der man gekommen ist. Und das ist mitunter auch schmerzhaft. Die Liebe zu ihr muss sich neu gestalten – und es ist schwer, es zuzulassen. Frustration, Einsamkeit, Vakuum.

Der Prozess der Neugeburt ist schmerzhaft.

Aber man muss es zulassen, annehmen.

 

Stirb, bevor du stirbst – so sagen die Sufis. Und letztlich ist die Visionssuche auch Stück Sterben, so habe ich es tief empfunden. Du nimmst Abschied von der weltlichen Welt – und kommst in einer anderen Form zurück. Und in der Tat auch eine Vorbereitung auf den eigenen Tod.

Nach einem Monat des Ausharrens, Akzeptierens, Annehmens, Vertrauens, eine Art der Wiedergeburt, Neubeginn, nach einer erneuten Schwitzhüttenzeremonie, um das neue Zeitalter zu begrüßen. Zuversicht. Verbundenheit. Gewissheit, auf dem Weg zu sein und das alles gut ist. Hingabe. Der Kreis schließt sich. Ho mi takije ojasin. Gott ist immer gleich. Und immer da.

 

…“es dämmerte mir, dass genau das – wenn es nichts zu tun gibt, nichts uns erfüllt, keine Anregung da ist, kein Licht, kein Gefühl, keine Leidenschaft, keine innere Stimme, kein Sonnenuntergang, kein Adler – vielleicht Gott ist.

Wenn man diese Leere fühlt, ist nichts zu tun, als in ihr zu sein. „

 

Zitat aus dem Buch: Lieder vom heiligen Berg